Not Bott wuchs in Chaunt, oberhalb Valchava, im Südbündner Val Müstair auf. Nach dem Besuch der Primar- und Sekundarschule in Valchava und Sta. Maria arbeitete er auf dem elterlichen Bauernhof und in einem Hotel in Pontresina. 1948 besuchte er die Eidgenössische Zollschule in Liestal und arbeitete anschliessend bis 1966 als Grenzwächter in Schaanwald (FL), Campocologno, Splügen, Avers Cröt und Poschiavo. Um eine Verlegung nach Castasegna im Bergell zu vermeiden und in Poschiavo bleiben zu können, quittierte er 1966 den Dienst und nahm eine Stelle als kaufmännischer Angestellter bei den Kraftwerken Brusio AG in Poschiavo an. 1989 ging Bott vorzeitig in Pension, um sich auf seine künstlerische Tätigkeit konzentrieren zu können, nachdem er neben seinem Beruf bereits ab 1954 gelegentlich und ab 1960 kontinuierlich als Bildhauer aktiv gewesen war und zahlreiche Ausstellungen bestritten hatte. In den siebziger Jahren unterrichtete er die Schülerinnen und Schüler der 4. Sekundarklasse in Poschiavo zudem in Zeichnen und Kunstbetrachtung.
Der Autodidakt Not Bott verwendete für seine in
Taille directe ausgeführten Skulpturen fast ausschliesslich Arvenholz aus den
heimatlichen Wäldern des Oberengadins und des Val di Campo. Selten kommen in
seinem Werk Teak, Nussbaum und Doussié vor. Einige Bronzeplastiken (ab 1972)
und eine Serie Eisenplastiken (um 1996) sind Abgüsse seiner Holzskulpturen.
Entsprechend der Konzentration auf ein einziges Material und dem Entscheid für
ein Leben abseits grösserer Kunstzentren verlief Botts künstlerische
Entwicklung ruhig und kontinuierlich.Waren seine frühesten Arbeiten noch
figurative Schnitzereien, deren Motiv und Gestalt vom Wuchs der von Bott
eigenhändig ausgegrabenen Wurzelstöcke bestimmt wurden, so sind seine
Skulpturen ab Mitte der sechziger Jahre von wenigen Ausnahmen abgesehen
ungegenständlich. Manche Titel spielen zwar auf Figürliches an, sie wurden aber
meist erst nach Vollendung des Werks verliehen und verdanken sich blossen
Formassoziationen. Die geschmeidigorganischen Volumen folgen dabei ebenso wie
die dynamisch wuchernden «Extremitäten» und suggestiven Verschlingungen
weiterhin den rigiden Formvorgaben der Wurzelstöcke. Allmählich weicht die
behutsame Purifizierung der gewachsenen Gestalt des Holzes «einer kontrapunktischen
Überwindung des Naturgegebenen» bis zur «Elimination des Gefälligen», wie es
der ebenfalls in Poschiavo lebende deutsche Schriftsteller Wolfgang
Hildesheimer in einem seiner Texte über die Kunst seines Freundes Bott
formulierte. Ab den achtziger Jahren griff der Künstler vehementer ins Material
ein und gestaltete bisweilen fast aggressiv wirkende kantig-kristalline Körper
und Formkonglomerate von expressiver Tektonik. Im Gegensatz zu den früheren
Skulpturen sind sie nicht mehr gebeizt, sondern in Schwarzbeziehungsweise
dunklen Grün- und Blautönen lasiert, was die verführerische Dominanz und das
Assoziationspotential des natürlichen Materials zugunsten der Autonomie der
Form zurückdrängt.
Arbeitete Bott vorerst mit Hammer, Stechbeitel und
Schleifpapier, um fein polierte gewölbte Oberflächen zu erreichen, verwendete
er später die Kettensäge, ohne die rauhen ebenen Flächen weiter zu bearbeiten.
Sein «künstlerisches Denken und Schaffen» gelte «ausschliess-lich der
Verwandlung von Fund zu Werk», schrieb Hildesheimer über Bott. Er führte dabei
jedoch nicht die Linie der archaischen Figuration fort, wie sie die
Holzskulptur des 20. Jahrhunderts prägt, sondern reiht sich ein in die
wesentlich breitere, nicht auf ein Material fixierte Tradition ungegenständlicher
Bildhauerei der Moderne.